Ich musste dreißig Jahre alt werden, bis ich 1993 meinen ersten Hund, den Langhaarcollie "Dandy" bekam. Gesehnt hatte ich mich immer danach, aber meine alleinerziehende Mutter konnte unmöglich
die Zeit für Kind und Hund aufbringen. Danach kamen Mittelschule auswärts, Uni, viele Reisen, das Bundesheer. Am Tag nach dem Abrüsten suchte ich aktiv, mir meinen langgehegten Wunsch zu
erfüllen, und schon wenige Monate später zog "Dandy" bei mir ein. Er erwies sich praktischerweise als perfekter "Köder" für meine Frau, die damals ebenfalls Besitzerin eines Langhaarcollies war,
des Rüden "Shannon". Nun zu zweit, war klar, dass wir eine Hundeschule besuchen würden, und so stießen wir auf den ÖGV Salzburg, dessen Mitglieder wir (erstmals) 1994 wurden. Damals war die
Hundeausbildung noch anders als heute, viel weniger flexibel, es gab auch nur wenige Disziplinen im Angebot. Trotzdem hatten wir Spaß, und unsere beiden Rüden waren zeitlebens angenehme und
leicht zu führende Begleithunde.
Während sich meine Frau Astrid mehr für kreativen Hundesport zu interessieren begann, fristete ich mein Leben zufrieden als kynologische Couch-Potatoe und sah zu, wie nach dem Tod unserer Collies
erst ein, dann ein zweiter "echter" Arbeitshund ins Haus kamen: der Groenendael "Chagall" und schließlich der baskische Hütehund (Berger des Pyrénées) "Ulysse", letzterer auch liebevoll
"Sprengfalle", "Ratte", "Unheil", "Tasmanischer Teufel" genannt - um nur einige der ihn gut beschreibenden Kosenamen aufzuzählen. Astrid beschäftigte sich intensiv mit den beiden: Obedience,
Agility, Hüten, und so weiter.
Wegen einer in seiner Jugend erlittenen Sportverletzung mussten wir uns aber Gedanken darüber machen, wie wir "Chagall" auch im Alter noch eine auslastende und interessante Tätigkeit anbieten
konnten, welche seine Gelenke schont und ihn körperlich nicht einseitig belastet. Damit waren wir bei der Nasenarbeit angelangt, welche - richtig gemacht - für den Hund enorm fordernd ist, seinen
Bewegungsapparat aber nicht in einer Form belastet, die ihm im Alter massive Probleme oder Schmerzen bereitet. Begonnen haben wir mit der Dummy-Arbeit, welche beide Hunde mit Begeisterung und
Talent betrieben haben; bis wir an dem Punkt anlangten, dass ein schönes und ausfüllendes Training nur in freier Natur möglich war, was mit frei laufenden Hunden hierzulande eben gefährlich ist -
für die Hunde.
Die Alternative erschloss sich vor vier Jahren mit dem ersten, von unserem Freund Clemens Haring veranstalteten Mantrailingseminar mit Helmut Funk aus Bayern: Ein Nasensport an der Leine! Das
war's! Gemeinsam mit anderen Interessierten begannen wir, jedes angebotene Seminar zu besuchen. Dazwischen trafen wir uns zum gemeinsamen Training: erst alle zwei Wochen, dann wöchentlich, dann
in fast jeder freien Minute. Prüfungen wurden absolviert, immer intensiver gearbeitet, in Seminaren Neues gelernt und dann vertieft. Ich hatte meinen bequemen Platz auf der Couch längst verlassen
und drang immer tiefer in die Materie der Personensuche mit dem Hund ein. Vor allem für "Chagall" ist das Mantrailing der Gipfel der Freude. Trotz seines mittlerweile reifen Alters von zwölf
Jahren ist er mit immensem Engagement und Ausdauer auch bei den kompliziertesten Trails mit dabei und erfolgreich - ohne dabei seine Gelenke zu überlasten.
Seit mehr als einem Jahr bin ich Mitglied und Ausbilder der Mantrailing-Gruppe in der Suchhundestaffel des Salzburger Roten Kreuzes und arbeite daran, die Fähigkeiten unserer Hunde zur Auffindung
vermisster Menschen zur Verfügung zu stellen, was eine ziemliche Veränderung gegenüber dem zwangloseren und lockeren Training als Sporttrailer bedeutete. Mit dem Angebot eines
Einsteigerkurses für MantrailerInnen möchte ich Interessierte ermuntern, diesen schönen Sport für sich und ihre vierbeinigen Lieblinge zu entdecken, aber auch die nötige Regelmäßigkeit bieten,
ohne welche ein dauerhafter Fortschritt des Teams nicht möglich ist. Dann macht die immer perfektere Zusammenarbeit von Hund und FührerIn erst richtig Spaß! Und dass man beim Training Phantasie
und Freundschaft eine bestimmende Rolle spielen, macht das Mantrailing für mich zu einem perfekten Freizeitvergnügen - auch wenn man nicht vorhat, sich künftig der ehrenamtlichen Rettungsarbeit
zu verschreiben. Aber wer weiß?